Seit Langem hatten die DSTG-Bundesfrauen diesem Großereignis entgegengefiebert: Mit einem Jahr Verspätung fand am 13. April der dbb bundesfrauenkongress statt – aufgrund der Pandemie im digitalen Format. Auch wenn so die persönlichen Kontakte und Gespräche fehlten, konnten sich die Delegierten zumindest endlich wieder austauschen. Das gab neuen Rückenwind und frische Motivation für die zukünftige Arbeit im Bereich der Frauen- und Gleichstellungspolitik.
Die DSTG-Frauen waren mit 36 Delegierten beim digitalen Kongress vertreten. Zudem unterstützten sie die Versammlungsleitung vor Ort, und auch dbb-Landesvertreterinnen verstärkten die DSTG-Fraktion.
Wir blicken zurück: Im Sommer 2020, als trotz der Pandemie einige Präsenzveranstaltungen unter gewissen Auflagen stattfinden konnten, hatte die bisherige Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, bereits den Staffelstab übergeben. Zur neuen Vorsitzenden wählte die Hauptversammlung Milanie Kreutz, die damalige Vorsitzende der DSTG-Bundesfrauenvertretung. Doch erst jetzt konnte die Neuwahl der Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung für eine gesamte Legislatur durch den Kongress vorgenommen werden.
Milanie Kreutz wurde mit einer überwältigenden Zustimmung von fast 98 Prozent der delegierten Frauen gewählt. Zu den ersten Gratulanten gehörten der DSTG-Bundesvorsitzende Thomas Eigenthaler und seine Stellvertreterin Andrea Sauer-Schnieber, die die herzlichen Glückwünsche der DSTG-Bundesleitung übermittelten. Andrea Sauer-Schnieber – sie war selbst viele Jahre erfolgreiche Vorsitzende der DSTG-Bundesfrauenvertretung und ist deren Ehrenvorsitzende – nahm als stimmberechtigte Delegierte an dem Kongress teil.
Die DSTG-Bundesfrauenvertretung ist stolz, dass wieder eine Frau aus ihren Reihen dieses Amt innehat. Denn auch Helene Wildfeuer, die 22 Jahre lang Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung war, gehört der DSTG an. Sie wurde für ihr unermüdliches Engagement in dieser Funktion beim Kongress zur Ehrenvorsitzenden ernannt.
Zu dieser wertschätzenden Auszeichnung für Wildfeuers Lebenswerk gratulierten die DSTG-Frauen ihr sehr herzlich. Wildfeuer war eine Vorkämpferin dafür, dass die Frauen im öffentlichen Dienst und im dbb heute da stehen, wo sie sind. Für viele gewerkschaftlich aktive Frauen war sie ein Vorbild und auch eine Förderin.
Wenn es um die inhaltliche Arbeit geht, ist auf die DSTG-Frauen immer Verlass: Mehr als 60 Anträge wurden für diesen Kongress eingereicht und fanden eine breite Zustimmung. Dabei setzt die DSTG als Fachgewerkschaft einen Schwerpunkt auf den Kampf für eine geschlechtergerechte Besteuerung.
„In mehreren Anträgen forderten wir die dbb bundesfrauen auf, sich für eine Überarbeitung der Steuerklassen, eine Abschaffung des Ehegattensplittings hin zu einem familienfreundlichen Steuertarif sowie für eine Gleichbehandlung von Kindern im Steuerrecht einzusetzen“, berichtet Johanna Mieder, Vorsitzende der Bundesfrauenvertretung der DSTG. Die Forderungen wurden vom Kongress angenommen.
Die DSTG-Frauen formulierten auch Anträge zu den Themen gendergerechte Beurteilungskriterien, diskriminierungsfreies Fortkommen in der beruflichen Laufbahn, paritätische Besetzung von Gremien, Nachwuchsförderung im dbb, die Weiterentwicklung flexibler Arbeitsmodelle sowie Gewaltprävention am Arbeitsplatz.
Beim öffentlichen Teil des Kongresses wurden in einer virtuellen Diskussionsrunde Gäste aus der Politik zugeschaltet. Im Zusammenhang mit dem Motto des Kongresses „Zurück in die Zukunft – Frauenpolitik gestern, heute und morgen“ stellte Milanie Kreutz in ihrem Eingangsstatement fest, dass die aktuelle Situation hinsichtlich der Entwicklungen bei der Gleichstellung zunehmend besorgniserregend sei. „Ein Blick in die Führungsetagen von Unternehmen und Behörden spricht Bände“, so Kreutz.
„Auch im Bundestag sitzen heute so wenige weibliche Abgeordnete wie zuletzt 1998. Und die Corona-Krise verstärkt geschlechtsspezifische Ungleichheiten.“ Zudem sei festzustellen, dass politische Stimmen lauter werden, die meinen, die Gleichstellung wäre bereits erreicht und müsse nicht weiter verfolgt werden.
Dass Frauen in dieser Pandemie in den Bereich der Sorgearbeit zurückgedrängt werden, konnte auch die DSTG-Bundesfrauenvertretung feststellen. Vielfach sind Frauen am Ende ihrer Kräfte, da sie der Betreuung ihrer Kinder und Angehörigen, dem Homeschooling, aber auch den Anforderungen im Homeoffice gerecht werden wollen. „Das ist keine günstige Entwicklung für eine gleichstellungsorientierte Familienpolitik“, betonte Kreutz. „Dem gilt es entgegenzuwirken, um sowohl politisch als auch gesellschaftlich zu erreichen, dass Männer und Frauen gemeinsam und partnerschaftlich diese Krise meistern!“