25. März 2021

Die Tücken der digitalen Gewerkschaftsarbeit aus Sicht der DSTG-Jugend

Die Sehnsucht nach der Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen

Nach einem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr zieht der Vorsitzende der DSTG-Jugend, Patrick Butschkau, Bilanz über Videokonferenzen als Kommunikationsmittel.

Seit nunmehr über einem Jahr hat die Corona-Pandemie unser gesellschaftliches Leben fest in der Hand. Auch die gewerkschaftliche Arbeit der DSTG im Allgemeinen und die Arbeit der DSTG-Jugend im Speziellen waren dadurch großen Veränderungen unterworfen. Nahezu sämtliche Veranstaltungen der Gewerkschaft finden nun in digitaler Form statt.

Die zugrundeliegenden Programme für Videokonferenzen sind dabei allesamt bereits seit Jahren vorhanden, und die entsprechenden Anbieter mussten lediglich ihre Kapazitäten erhöhen. Nichtsdestotrotz wurden diese Möglichkeiten vor Ausbruch der Pandemie trotz voller Terminkalender kaum genutzt. Aus Sicht der DSTG-Jugend gab es gute Gründe dafür, digitale Konferenzen nur in Ausnahmefällen durchzuführen.

Digitalveranstaltungen fehlt das Zwischenmenschliche. Es besteht die Gefahr, dass sie zum bloßen Informationsaustausch degradiert werden und dass dem Meinungsaustausch nicht mehr genug Platz geboten wird.

Diese Entwicklung tritt nicht ein, weil es jemand beabsichtigt, sondern weil das Medium dies schlicht und einfach nicht ausreichend hergibt.

Wie sollen Motivation und Begeisterung für die Mitgliederwerbung mitgegeben werden? Wie sollen die Vortragenden mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern interagieren, wenn sie weder den direkten Augenkontakt herstellen können noch aufgrund von Programmrestriktionen nicht mal sämtliche Kameras angezeigt bekommen? Wie sollen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichmäßig beteiligt werden, wenn die Bandbreite der Internetverbindung zu Hause nur schlechte Video- und Tonübertragungen zulässt?

Darüber hinaus ist inzwischen die Tendenz erkennbar, dass immer mehr Veranstaltungen für denselben Tag terminiert werden, weil es einfacher ist, von einem Chatraum in den nächsten Chatraum zu wechseln als von einem realen Konferenzraum zum nächsten.

Dabei ist zu befürchten, dass diese Terminhäufung auch nach der Pandemie teilweise beibehalten wird. Anfangs mag das noch unproblematisch sein, aber nach einiger Zeit könnte dadurch Stress entstehen, der wiederum eine Demotiva­tion für die gewerkschaftliche Arbeit zur Folge haben könnte.

Die Nutzung der digitalen Medien zum Erhalt des Informa­tionsaustausches ist in diesen Zeiten eine notwendige Maßnahme. Am Bildschirm entstehen aber keine Freundschaften. Gerade der kollegiale und freundschaftliche Umgang untereinander ist jedoch die entscheidende Grundlage für eine vertrauensvolle und erfolgreiche Gewerkschafts­arbeit.

Wie baut man Vertrauen auf, wenn man die andere Person nur vom Computerbildschirm kennt? Veranstaltungen von Gewerkschaften waren immer auch durch einen thematischen Austausch oder ein privates Wort in den Pausen bei einem Kaffee oder einem abendlichen Beisammensein geprägt.

Video- oder Telefonkonferenzen sind ein probates Mittel, um kurzfristig Themen zu besprechen und bei Terminschwierigkeiten als Ersatz zu dienen. Eine Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen ist aus Sicht der DSTG-Jugend jedoch unausweichlich und muss frühestmöglich wieder erfolgen.

Wir sind davon überzeugt, dass man die bestmöglichen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit bei entsprechend niedrigen Infektionszahlen treffen kann, falls uns diese Pandemie noch lange Zeit begleiten wird.