In der aktuellen Pandemiesituation wurde die fachtheoretische und praktische Ausbildung in der Finanzverwaltung vor immense Herausforderungen gestellt. Um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, hat die DSTG-Jugend eine Bestandsaufnahme innerhalb der DSTG-Landesjugendvertretungen in den Ländern durchgeführt.
In der Auswertung der Abfrage hat sich gezeigt, dass hinsichtlich der Ausbildung von Anwärterinnen und Anwärtern einige Vorgehensweisen in mehreren Bundesländern einheitlich gehandhabt werden, sich andere aber deutlich unterscheiden. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Fachtheoretische Ausbildung:
Derzeit findet zum Großteil Distanzunterricht statt. Gerade beim gehobenen Dienst wird jedoch mehr auf Selbststudium gesetzt als beim mittleren Dienst.
Wenn Unterricht tatsächlich in Präsenz vorgenommen wird, betrifft dies vor allem die Abschlusslehrgänge, um die Anwärterinnen und Anwärter für die Prüfungen fit zu machen.
Testkonzepte für die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts sind in vielen Bundesländern bereits vorhanden oder in Arbeit. Insgesamt werden acht verschiedene Online-Tools für den digitalen Unterricht verwendet: Am meisten verbreitet ist das Video-Tool BigBlueButton. Die Lernplattform ILIAS wird in fast allen Bundesländern zur Unterstützung genutzt. In einem Bundesland werden die Vorlesungen sogar auf Youtube hochgeladen.
Die notwendigen Arbeitsmittel für die digitale Lehre werden jedoch nur in etwa der Hälfte der Bundesländer bereitgestellt. In den übrigen Ländern müssen die Anwärterinnen und Anwärter Laptops und Ähnliches privat beschaffen.
Allerdings hatten die Länder, die Arbeitsmittel zur Verfügung stellen, diese zum Großteil bereits vor der Pandemie bereitgestellt. Die Klausuren werden in den Bundesländern sehr unterschiedlich organisiert: Während Klausuren in manchen Bundesländern in den Finanzämtern geschrieben werden, mieten andere Bundesländer hierfür externe Räumlichkeiten an. Zum Teil werden Klausuren sogar online geschrieben.
Bei sämtlichen Onlinelösungen ist ein Grundproblem zu verzeichnen: Immer wieder kommt es zu technischen Problemen aufgrund der teils sehr unterschiedlichen Netzabdeckung in Deutschland.
Praktische Ausbildung:
In der Hälfte der Bundesländer ist Homeoffice auch für Anwärterinnen und Anwärter möglich. In nahezu allen Fällen werden sie genauso mit Arbeitsmitteln ausgestattet wie die übrigen Beschäftigten.
Da die Unterbringung zumeist in Einzelbüros oder im Homeoffice stattfand, wurde für den Austausch mit den Ausbilderinnen und Ausbildern in zwei Dritteln der Bundesländer die Möglichkeit genutzt, den Bildschirm für die Lernenden zu spiegeln. In einem Drittel fand der Austausch mithilfe von Videotelefonie statt. Zudem wurden die praktischen Ausbildungsarbeitsgemeinschaften in einigen Ländern via Videokonferenz durchgeführt.
Für die DSTG-Jugend macht die Bestandsaufnahme eines deutlich: Die aktuelle Situation hat die Ausbildung zum Erkunden neuer Wege in der Lehre gezwungen. In der Zeit nach der Pandemie wird es dringend notwendig werden, die geschaffenen Möglichkeiten zu evaluieren und ihren Sinn und Nutzen für die Ausbildung der Zukunft einzuschätzen.
Die DSTG-Jugend wird das Thema weiterverfolgen und sich für bestmögliche Ausbildungsmöglichkeiten einsetzen – denn gut ausgebildeter Nachwuchs ist für die Finanzbehörden essenziell. Die Jugendvertretung begrüßt auch die neuen Ausbildungs- und Prüfungsmöglichkeiten, die aktuell mit einer Reform des Bundessteuerbeamtengesetzes geplant sind. Zusammen mit der DSTG hat sich die DSTG-Jugend aktiv in den Gesetzgebungsprozess eingebracht.