05. Oktober 2021

Präsenzsitzung der DSTG-Bundesfrauenvertretung in Berlin

Erfahrungen während der Corona-Zeit – und was davon bleibt

Wie hat sich unsere Arbeitswelt in den letzten beiden Jahren verändert? Wie haben Frauen die harte Zeit des Lockdowns erlebt, und was wünschen sie sich für eine moderne Ausgestaltung der Rahmenbedingungen in Beruf, Ehrenamt und Familie? Was muss passieren, damit die Pandemie die Gleichberechtigung nicht ausbremst, sondern mutig neue Wege beschritten werden?

Um diesen und weiteren Fragen nachzugehen, traf sich die DSTG-Bundesfrauenvertretung im September endlich wieder in einer Präsenzsitzung in Berlin. Die Geschäftsführung hatte sich zwar regelmäßig online untereinander und auch mit den Landesvertreterinnen ausgetauscht; mit dem gesamten Gremium jedoch gab es Anfang dieses Jahres lediglich eine digitale Veranstaltung, auf der Johanna Mieder zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde.

Daher konnte die scheidende Vorsitzende, Milanie Kreutz, erst jetzt persönlich mit dem gebührenden Dank verabschiedet werden. Acht Jahre lang leitete sie dieses Gremium – und sie wird ihm in ihrem neuen Amt als Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung eng verbunden bleiben.

In der Funktion als Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung folgte sie Helene Wildfeuer. Als Ehrenvorsitzende der DSTG-Bundesfrauenvertretung bleibt Wildfeuer dem Gremium als Ratgeberin erhalten – wie auch die weitere Ehrenvorsitzende und langjährige Vorsitzende der DSTG-Bundesfrauenvertretung, Andrea Sauer-Schnieber.

Thomas Eigenthaler nahm ebenfalls an der Sitzung teil. In fast zwei Jahrzehnten als stellvertretender DSTG-Bundesvorsitzender und dann als Vorsitzender der DSTG war und ist es ihm ein wichtiges Anliegen, eng mit der Bundesfrauenvertretung zusammenzuarbeiten.

Eigenthaler hob hervor, dass die DSTG regelmäßig gewerkschaftspolitische Positionen erarbeite und in den Diskurs einbringe. Grundlage hierfür sei eine starke mediale Präsenz mit viel persönlichem Engagement und Fachwissen. Dafür seien geeignete Repräsentantinnen und Repräsentanten erforderlich, aber auch eine gute Vernetzung mit den Orts-, Bezirks- und Landesverbänden.

Als große Herausforderung nannte Eigenthaler die Nachwuchswerbung für die Finanzverwaltung: „Weil die Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt umworben werden, müssen wir alles tun, um ausreichend gutes Personal zu finden.“ An dieser Aufgabe müsse auch die DSTG mitwirken, betonte er.

Hauptpunkt der Arbeitstagung war der Austausch der Teilnehmerinnen zu den ThemenHomeoffice, Flexwork und Telearbeit. Unter der Überschrift „Erfahrungen während derCorona-Zeit – und was davon bleibt“ berichteten die Landes- und Bezirksfrauen: Nachdem bereits vor der Pandemie die Telearbeit in den Landesverwaltungen sehr unterschiedlich gehandhabt wurde, führte das erforderliche schnelle Handeln in der Pandemie zu einer sehr unterschiedlichen technischen Ausstattung und zu den verschiedensten Organisationsformen von Telearbeit. In diesen Erfahrungen liegt eine Chance für die Zukunft, die aber beim Übergang weg von der Pandemiesituation gewissenhaft evaluiert werden muss.

Nicht alle Kolleginnen konnten gut damit umgehen, plötzlich isoliert zu sein und die gewohnten Strukturen zu verlieren. Die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben, die insbesondere für Frauen zu einer Doppelbelastung führte, ist deshalb kritisch zu beleuchten.

Was hat gut funktioniert? „Wir können insbesondere durch den Austausch und die Weitergabe von guten Erfahrungen voneinander profitieren“, sagte die Vorsitzende, Johanna Mieder, rückblickend. „In Zukunft müssen alle so flexibel wie möglich arbeiten können, aber auch ein Recht auf Präsenz in der Behörde haben.“ Nur mit guter technischer Ausstattung, einer Zeiterfassung im Homeoffice, einem Umdenken im Führungsverhalten und einem neuen Augenmerk auf Arbeits- und Gesundheitsschutz könne das gelingen.

Entsprechende Forderungen sollen in einem Leitantrag der Bundesfrauenvertretung zum DSTG-Steuergewerkschaftstag im Juni 2022 eingebracht werden. Weitere Anträge werden in einer Onlinesitzung im kommenden Januar abgestimmt.

Abgerundet wurde die Sitzung durch einen informativen Bericht aus der dbb bundesfrauenvertretung. Milanie Kreutz startete ihre Amtszeit mitten in der Krise, als keine Präsenzveranstaltungen möglich waren. Als Vorteil digitaler Zusammenkünfte sah sie, dass bei öffentlichen Veranstaltungen eine größere Personenzahl erreicht werden könne. Die dbb bundesfrauenvertretung baute ihre Öffentlichkeitsarbeit aus; sie ist nun auch auf Instagram zu finden.

Die Arbeitsthemen sind weiterhin vielfältig. Brandaktuell ist das Bemühen um ein geschlechtergerechtes Steuerrecht. Dabei geht es um eine Bestandsaufnahme – wem nutzt eigentlich das Ehegattensplitting? – und um eine Weiterentwicklung, die insbesondere die Familien entlastet und in der Ausübung von Teilzeitbeschäftigungen nicht benachteiligt. Bei diesem Thema ist auch die Expertise der DSTG-Bundesfrauenvertretung gefragt.

Im Vorfeld der Bundestagswahl veröffentlichte die dbb bundesfrauenvertretung einen Parteien-Check zu ihren Schwerpunktthemen – beispielweise Parität, diskriminierungsfreies Fortkommen oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die DSTG-Bundesfrauenvertretung stellte diese Information auch ihren Mitgliedern zur Verfügung und ergänzte zum Thema Bundestag eine Bestandsaufnahme zur Geschlechterverteilung unter den bisherigen Abgeordneten sowie unter den aktuellen Kandidatinnen und Kandidaten.