23. September 2022

Die DSTG-Jugend über finanzielle Sorgen und Nöte von Berufsanfängern

Generation Krise – ein Erfahrungsbericht

Mit den finanziellen Schwierigkeiten der Kolleginnen und Kollegen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen, befasst sich Maximilian Hoffmann, stellvertretender Vorsitzender der DSTG-Jugend, in diesem Beitrag.

Ich möchte in diesem Beitrag keinen Bezug auf die aktuell hohen Inflationsraten und die anstehenden Tarifverhandlungen nehmen, sondern grundsätzliche Aspekte aufgreifen. Meine Ausbildung zum Finanzwirt absolvierte ich mit 18 Jahren und drei Monaten. Doch was erwartet einen dann? Natürlich die Versetzung an ein anderes Finanzamt, berechnet nach PersBB und Notendurchschnitt!

In meinem Fall hieß das: 101 Kilometer oder eineinhalb Stunden Bahnfahrt und ein kleines Vermögen entfernt. Kein Problem, dachte ich, zu Hause musste ich eh raus, gibt ja nur Ärger mit Muddi, und ein bisschen was hatte ich mir von den Anwärter­bezügen auch beiseitegelegt. 

Also suchte ich mir in einer fremden Stadt im Speckgürtel von Hamburg eine Wohnung. Dank meines Beamtenstatus wurde ich auch schnell fündig. Doch mein Erspartes war nach dem Kauf eines Bettes, einer Couch, einiger Lampen und einer Waschmaschine schnell aufgebraucht. In weiser Voraussicht hatte mir Muddi zum 18. Geburtstag bereits Besteck geschenkt. Aber schließlich braucht man auch Teller und Tassen …

Mit der Zeit bekam ich alles Erforderliche zusammen, und im Vergleich zu anderen Berufsanfängern ging es mir mit meinem Sold immer noch gut. Dennoch hätte man diese Zeit angenehmer gestalten können. Umzugskosten zahlte das Land selbstverständlich nicht, denn man wurde ja nicht versetzt oder abgeordnet, sondern trat lediglich ein neues Dienstverhältnis an.

Ich bin mir sicher, dass es sehr vielen Kolleginnen und Kollegen ähnlich ergeht. Denn der gehobene Dienst bietet hier in meinem Bundesland – Schleswig-Holstein – aufgrund der unzumutbaren Reisekostenregelungen für die Fachhochschule überwiegend keine Chance, sich Rücklagen aufzubauen, und ich bezweifle, dass Kolleginnen und Kollegen mit Anfang 20 noch lange bei ihren Eltern wohnen wollen.

Als ich mich schließlich eingerichtet hatte, fing ich bald an, über die Zukunft nachzudenken: Vermögensaufbau, Rentenversicherung, Eigenheim?

Ich schaute nach zum Verkauf stehenden Wohnungen in der Umgebung und befasste mich mit Finanzierungsmöglichkeiten. Aber die Bedingungen der Banken waren für mich völlig unrealistisch: Ich hätte für den Kauf einer Wohnung 40 Prozent Eigenkapital mitbringen sollen. Woher nehmen?

Die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen haben die Suche nach Wohneigentum längst auf Eis gelegt. Sie wollen warten,bis die Zinsen wieder steigen und bis sich andere Leute ihreAnschlussfinanzierung nicht mehr leisten können. Aber ist es nicht unangemessen, dass Staatsbedienstete auf das Unglückanderer Leute hoffen müssen?

Und mittlerweile habe ich das Gefühl, sie werden sogar diese Hoffnung begraben müssen. Aktuell steigen die Zinsen zwar wieder, aber die Immobilienpreise sind noch nicht spürbar gesunken.

Alles in allem mussten wahrscheinlich viele junge Beschäftigte schnell feststellen, dass die Besoldung im öffentlichen Dienst gerade im Hinblick auf den Vermögensaufbau das Leben doch nicht so stark erleichtert, wie es einst das erste Anwärtergehalt hoffen ließ.

Vor allem in der derzeitigen Konjunkturphase – eine ungebremste Inflation, gepaart mit Rohstoffmängeln – zeigt sich deutlich, dass der Traum von Eigenheim nicht realisierbar ist.

Trotz unserer Vorteile durch den Beamtenstatus wie Kreditwürdigkeit und pünktlicher Gehaltseingang: In der kommenden Einkommensrunde 2023 muss dringend dafür gesorgt werden, dass die Sorgen der Beschäftigten endlich wieder eingedämmt werden. Die Inflation muss durch adäquate Gehaltserhöhungen ausgeglichen werden, und auch die amtsangemessene Alimentation sollte man dabei nicht aus den Augen verlieren.