Der Corona-Krise ist es geschuldet, dass die DSTG-Bundesfrauenvertretung erst im Herbst zu ihrer ersten Präsenzveranstaltung in diesem Jahr einladen konnte. Das jährliche Herbstseminar fand vom 27. bis zum 29. September passend und hochaktuell unter dem Titel „Gesund und stark durch die Krise“ statt – unter Beachtung strenger Hygienemaßnahmen im geräumigen dbb forum in Königswinter.
„Corona hat uns allen deutlich vor Augen geführt, wie sehr wir Menschen den persönlichen Austausch brauchen“, berichtete Seminarleiterin Martina Sixt, die auch stellvertretende Vorsitzende der DSTG-Bundesfrauenvertretung ist. „Daher waren die Teilnehmerplätze rasch belegt.“
Aber auch mit dem Thema selbst trafen die Ausrichterinnen ins Schwarze. Im Mittelpunkt standen die Fragen, wie man den Berufsalltag auch zu Hause gut strukturieren kann und wie es zu schaffen ist, auch in schweren Zeiten auf die Selbstfürsorge zu achten. Ziel des Seminars war es, den Teilnehmerinnen Möglichkeiten aufzuzeigen, um in Krisenzeiten widerstandsfähig („resilient“) zu bleiben und sich an neue Situationen anzupassen.
„Viele Frauen sind in den letzten Monaten an ihre Belastungsgrenze gekommen“, beobachtete Sixt. „Die Corona-Krise ließ Sorgen, Ängste und die Anzahl konfliktbehafteter Entwicklungen sowohl im beruflichen als auch privaten Umfeld zunehmen.“
Auch Dozentin Antje Matull stellte in ihrem Seminarbeitrag fest, dass Homeoffice und flexibles Arbeiten zwar in der Krise geholfen, aber auch negative Aspekte deutlich zu Tage gebracht hätten. Die neuen Arbeitsformen hätten teilweise zu sozialer Isolation geführt und seien vielfach – durch die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben – als individuelle Überforderung empfunden worden, so Matull. „Dies kann psychische Belastungsreaktionen auslösen, da gewohnte Routinen und Strukturen fehlen, aber auch das Ablenkungspotenzial durch Störungen höher ist.“ Daher komme man auch leicht in Versuchung, sich zu überfordern.
Zu Seminarbeginn stellte Sixt den Teilnehmerinnen die DSTG-Bundesfrauenvertretung vor, samt ihrer Organisationsstruktur, ihren Aufgaben und ihren aktuellen Themen.
Dozentin Matull wählte dann den Einstig in die Seminarthematik über die aktuelle Corona-Situation. „Diese Situation ist so tiefgreifend, weil viele unserer psychologischen Grundbedürfnisse in Gefahr scheinen“, erklärte Matull. „Da macht sich erst einmal eine gewisse Schockstarre breit.“ Ein grundlegender Ansatz der angewandten Psychologie sei hier, Instrumente aufzuzeigen, die den Umgang mit dem „Nicht-Beeinflussbaren“ erleichtern.
Im Verlauf des Seminars wurden die „sieben Säulen der Resilienz“ analysiert und beleuchtet: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Verlassen der Opferrolle, Übernahme von Verantwortung, Netzwerkorientierung und Zukunftsplanung.
Die einzelnen Säulen wurden nicht nur mit praktischen Beispielen der Dozentin definiert und erarbeitet, sondern auch anhand der Erfahrungen der Seminarteilnehmerinnen, die sich sehr offen und aufgeschlossen beteiligten.
Zum Abschluss der Themeneinheit zeigte Matull praktische Übungen – wie die sogenannte „Ressourcendusche“ – und Notfallstrategien auf, die leicht zu verinnerlichen sind.
Auch ein Beitrag von Andrea Sauer-Schnieber, Ehrenvorsitzende der DSTG-Bundesfrauenvertretung und stellvertretende DSTG-Bundesvorsitzende, stieß auf großes Interesse der Teilnehmerinnen: Sauer-Schnieber berichtete über die aktuelle Gewerkschaftsarbeit, die während der Corona-Krise – wenn auch unter erschwerten Bedingungen – ohne Abstriche weitergelaufen sei.
„Auch die Finanzverwaltung war in der Krise jederzeit handlungsfähig“, stellte die DSTG-Vize fest. „Die Finanzverwaltung ist systemrelevant, und die Kolleginnen und Kollegen leisten hervorragende Arbeit. Dafür gebühren ihnen Dank und Wertschätzung!“ Besonders interessiert zeigte sich Sauer-Schnieber an den Erfahrungen der Kolleginnen mit der Arbeit im Homeoffice: „Die Corona-Situation hat hier viele Türen geöffnet. Dennoch werden wir Regularien für das Arbeiten zu Hause brauchen.“ Dafür werde sich die DSTG als Fachgewerkschaft einsetzen.
Diese drei sehr intensiven Tage werden sicherlich bei den Teilnehmerinnen nachwirken: Sie konnten ihre persönliche Situation analysieren, sich selbst reflektieren und ganz konkretes Handwerkszeug für ein gutes seelisches Gleichgewicht gewinnen.