In den letzten zwei Jahren standen alle Gremien und Verbände Monat für Monat vor der Frage: Kann man in Präsenz tagen? Wie sind die rechtlichen Vorgaben? Wie ist das Empfinden der Teilnehmenden? Welche Verantwortung liegt bei den Veranstalterinnen und Veranstaltern? Die Bundesfrauenvertretung der DSTG beleuchtet in diesem Bericht die mit den unterschiedlichen Onlineformaten gemachten Erfahrungen.
Corona zwang uns dazu, flexibel zu sein, andere Wege zu beschreiten und uns mit digitalen Formaten auseinanderzusetzen. Wer wusste denn schon vor zwei Jahren, was „Zoom“ ist? Von Anfang an bemühte sich auch die DSTG-Bundesfrauenvertretung, den Kontakt mit den Kolleginnen über Online-formate aufrechtzuerhalten.
Dabei galt es natürlich, alle behutsam mitzunehmen. Manch eine stand der neuen Technik skeptisch gegenüber, und natürlich gab es zu Hause unterschiedliche Voraussetzungen – angefangen bei der Hardware.
Da stellten sich viele neue Fragen: Hab ich einen aktuellen Browser? Wo sind Kamera und Tonausgabe an meinem Gerät? Umso größer war aber dann die Freude, wenn es geklappt hat, sich von Angesicht zu Angesicht zuzuwinken! „Hallo! Könnt ihr mich hören?“ wurde die neue Standardfrage zu jedem Konferenzbeginn.
Schnell hatten aber auch alle bemerkt: Videokonferenzen in großer Runde sind anstrengend. Sie erfordern Disziplin, da immer nur eine Person sprechen kann. Die Zuteilung der Rollen muss organisiert sein. Das verlangt von allen Beteiligten eine erhöhte Aufmerksamkeit.
Mit den Lockerungen der Kontaktbeschränkungen ergaben sich – neben den reinen Videokonferenzen – neue Möglichkeiten für hybride Veranstaltungen. Hotels und Tagungs-häuser haben in den letzten Monaten ihre Technik in diesem Bereich enorm aufgerüstet. So kann beispielsweise ein Vorstandsteam zur Moderation vor Ort sein und gemeinsam durch eine Tagung führen. Viele Gewerkschaftstage konnten so ermöglicht werden. Die Bundesfrauenvertretung wählte diesen Weg auch für ihre letzte Frühjahrssitzung.
Aber reicht eine kurze Einweisung vor Ort? Die Anspannung ist da schon groß. Schaffen wir das auch? Wird die Technik zuverlässig sein oder die Veranstaltung torpedieren? Werden auch die Teilnehmerinnen zu Hause zurechtkommen? Auch inhaltlich musste eine Umplanung erfolgen, denn nicht immer eignet sich eine Videokonferenz für die gewünschten Ziele.
Welche negativen Auswirkungen könnte es auf unsere Arbeit haben, wenn wir uns „nur“ virtuell treffen? Sitzen die Beteiligten zu Hause vor dem Bildschirm, besteht die Gefahr, dass die Aufmerksamkeit nachlässt, weil man nicht das Feedback oder die Emotionen der Gesprächspartnerinnen und -partner mitbekommt oder weil man vielleicht im privaten Umfeld gestört oder abgelenkt wird. Möglicherweise verringert eine Onlinesitzung auch bei einigen Personen die Bereitschaft, sich am Gespräch zu beteiligen. Auch Zwiegespräche am Rand von Präsenzveranstaltungen sind sehr wichtig. Aber ein Austausch in kleiner Runde ist online nicht möglich.
Dennoch haben Videokonferenzen auch unschlagbare Vorteile: Man kann zum Beispiel zeitlich flexibel Gäste einladen. So konnte die Bundesfrauenvertretung bei der vergangenen Sitzung alle Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl zur Bundesleitung begrüßen. Diese Vorstellungsrunde wäre sicher bei langen Reisezeiten und konkurrierenden Terminen in Präsenz nicht zustande gekommen. Ehrengäste, die volle Terminkalender haben, sind leichter für eine Videoschalte zu gewinnen als für einen Termin mit An- und Abreise. Auch das Einsparen von Reisekosten ist ein großes Plus.
Für ehrenamtlich engagierte Frauen ist dies hinsichtlich der Vereinbarkeit mit familiären Pflichten eine tolle Möglichkeit, „dabei zu sein“ und auch in Zeiten von Beurlaubungen „dabei zu bleiben“. Und auch abseits der Corona-Pandemie bleibt natürlich auch der Gesundheitsschutz ein Argument.
Bei einem Onlineformat ist es wichtig, gezielt zu planen. Die Erfahrung zeigt, dass es wichtig ist, die richtigen Themen aufzurufen. Abwechslung im Programmablauf und bei den moderierenden Personen erhöht die Aufmerksamkeit. Klare Strukturen und ausreichende Pausen erleichtern den Ablauf, dann sind auch Videokonferenzen erfolgreich und kurzweilig.
Am Ende der zwei intensiven Sitzungstage konnte die Vorsitzende der Bundesfrauenvertretung, Johanna Mieder, feststellen, dass alle Teilnehmerinnen konzentriert und aufmerksam mitgearbeitet haben. So zog die Bundesfrauenvertretung ein durchaus positives Fazit. Trotzdem: Die DSTG-Frauen freuen sich auf den Steuer-Gewerkschaftstag in Präsenz!