„Es genügt nicht, nur neue und kompliziertere Gesetze zu machen. Die Finanzämter müssen personell auch so ausgestattet werden, dass sie ihrem schwierigen Auftrag auch zeitgerecht nachkommen können.“ Mit diesen Worten kritisierte der Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes (DStV), Harald Elster, den Personalfehlbestand in den deutschen Finanzämtern. Gerade der Veranlagungsbereich weise personelle Lücken auf, was die Zusammenarbeit mit den steuerberatenden Berufen oftmals erschwere, hob der Präsident weiter hervor. Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Harald Elster, der auch Präsident des Steuerberaterverbandes Köln ist, referierte neben der Vorsitzenden des Bundestagsfinanzausschusses, Katja Hessel, auf einer Informationsveranstaltung der DSTG im Rahmen einer Bundeshauptvorstandssitzung am 6. Oktober in Berlin.
Bevor der Gast in seinem Referat unter dem Thema „Steuergerechtigkeit aus Sicht der steuerberatenden Berufe“ noch weitere Fachthemen ansprach, lobte er die konstruktive und angenehme Zusammenarbeit mit der DSTG. Man sei bei steuerpolitischen Fragen durchaus auch unterschiedlicher Meinung, gehe aber stets offen, fair und stilvoll miteinander um. Die Beraterschaft und die Finanzverwaltung säßen oft in einem Boot – nämlich dann, wenn man vom Steuergesetzgeber mit neuen, komplizierten und oft mit heißer Nadel gestrickten Gesetzen konfrontiert werde. Übereinstimmend forderten DStV und DSTG zu Recht vollziehbare und verfassungskonforme Gesetze, so Elster.
Kritik äußerte der Verbandschef zum Stand der Grundsteuerreform mit Blick auf die Bundesländer: „Das wird das pure Chaos – und wir müssen es ausbaden, als Berater und in der Steuerverwaltung!“ Elster spielte darauf an, dass es in vielen Bundesländern noch unklar sei, wie es mit der Grundsteuerreform weitergehe. Er hob auf den Wegfall der alten Einheitswerte zum 31.12.2024 ab und verwies darauf, dass in über 35 Millionen Fällen eine neue Hauptfeststellung von Grundbesitzwerten nötig sei. Mit Blick auf die unzulängliche Steueraufsicht im Zusammenhang mit Bargeschäften forderte der DStV-Präsident die Einführung einer generellen Pflicht zum Einrichten einer manipulationssicheren elektronischen Registrierkasse. „Ich bin klar für eine generelle Registrierkassenpflicht“, stellte Elster unter dem Applaus der Delegierten klar und zeigte damit den Schulterschluss zur gleichlautenden Forderung der DSTG.
Nachdem DSTG-Bundesvorsitzender Thomas Eigenthaler die sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem DStV, dessen Präsidenten sowie dem gesamten Präsidium herausstellte, dankten die Delegierten dem Gastredner mit langanhaltendem Beifall für seine fachkundigen Ausführungen.
Der DStV repräsentiert nach eigenen Angaben bundesweit rund 36.500 selbstständig in eigener Kanzlei tätige Steuerberater, Steuerbevollmächtigte, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer und Berufsgesellschaften und damit rund 60 Prozent der Angehörigen dieser Branche. Der Verband vertritt ihre Interessen im Berufsrecht, im Steuerrecht, in der Rechnungslegung und im Prüfungswesen. Die Berufsangehörigen sind in 16 regionalen Mitgliedsverbänden zusammengeschlossen, die dem DStV angehören.