02. Juni 2020

Eine persönliche Betrachtung aus Sicht der DSTG-Bundesseniorenvertretung

Der Stillstand belastet unterschiedlich

  • Foto: Elke Brumm
    Die Geschäftsführung der Bundesseniorenvertretung bei einer Sitzung im Mai 2019 in Berlin, als persönliche Treffen noch bedenkenlos möglich waren.

Bis Ende Februar 2020 war die Welt für die Geschäftsführung der DSTG-Bundesseniorenvertretung noch ganz in Ordnung. Doch dann kam das Corona-Virus, und alles wurde anders.

Das diesjährige Seminar der Bundesseniorenvertretung im März war bereits vollständig vorbereitet, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren eingeladen und freuten sich auf die gemeinsame Zeit in Königswinter. Neben Fachthemen sollte auch der Informationsund Erfahrungsaustausch der Seniorenvertreterinnen und -vertreter der DSTG einen breiten Raum einnehmen.

Anfang März reiste die Vorsitzende der Bundesseniorenvertretung, Anke Schwitzer, noch nach Bonn zur BAGSO, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen. Dort erhielt sie interessante Informationen, die sie gut im Seminar hätte nutzen können. „Hände wurden da schon nicht mehr geschüttelt, ein Lächeln stattdessen“, berichtet Schwitzer. „Eigentlich sollte es von Bonn noch weitergehen nach Erfurt, wo die Teilnahme an einer Veranstaltung geplant war.“ Die Absage dieser Veranstaltung erreichte Schwitzer erst, als sie schon im Zug nach Bonn saß. „Da wurde mir schon ein bisschen mulmig, was da wohl noch auf uns zukommt“, erinnert sie sich.

Erste Bedenken

Inzwischen kamen bei den Mitgliedern der Geschäftsführung erste Bedenken auf, ob es angesichts der aktuellen Situation richtig sei, Seniorenvertreterinnen und -vertreter aus ganz Deutschland nach Königswinter anreisen zu lassen. Schließlich gehören die Mitglieder der Bundesseniorenvertretung schon aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe.

„Dann überschlugen sich die Ereignisse“, berichtet Schwitzer. „Der dbb sagte alle Veranstaltungen bis Ende Mai ab. Das war auch für uns das Signal, die Veranstaltung in Königswinter ausfallen zu lassen.“

Persönliche Kontakte auf null reduziert

Seither gibt es in der Bundesseniorenvertretung Kontakt nur noch per E-Mail und Telefon. Persönliche Begegnungen finden nicht mehr statt. Und E-Mails beginnen immer mit der bangen Frage, ob es noch allen gut gehe. Die Erleichterung ist groß, wenn eine Rückmeldung eintrifft, die bestätigt, dass alles gut sei.

Die Vorsitzende der Bundesseniorenvertretung ist in dieser Situation gelassen: „Ich selbst bin wirklich gut mit allen Beschränkungen zurechtgekommen und hatte auch keine Angst, dass mich das Virus befallen könnte.“ Viel Bewegung an der frischen Luft mit dem Fahrrad, das gute Wetter und die entspannten Lebensverhältnisse in ihrem Bundesland Schleswig-Holstein hätten sich positiv ausgewirkt. Gefehlt habe ihr der persönliche Kontakt zu ihren Kindern und Enkelkindern, die aus Fürsorge um Schwitzers Gesundheit von Besuchen abgeraten hatten.

Große Sorgen um pflegebedürftige Angehörige

„Auch wenn ich selbst gut durch diese Zeit gekommen bin und alle Probleme, die zwischendurch mal auftauchten, eher Luxusprobleme waren, ist mir bewusst, dass ich gegenüber vielen anderen in einer vorteilhaften Lage war“, resümiert Schwitzer. Sie sprach mit vielen Menschen, die sich um Angehörige im Pflegeheim sorgten und aufgrund des Besuchsverbots ihre Verwandten nicht mehr sehen konnten. Dies habe den Betroffenen auf beiden Seiten sehr zu schaffen gemacht.

Familien vor neuen Herausforderungen

Viele Seniorinnen und Senioren machen sich in dieser Situation auch Gedanken über die Belastung ihrer Kinder: Denn für Familien seien auch das Homeoffice und das Homeschooling eine große Herausforderung gewesen. Diese Situation habe Eltern und Kinder ziemlich unvorbereitet getroffen.

„In ganz wenigen Haushalten sind die Wohnverhältnisse so, dass beide Elternteile zu Hause arbeiten können, ohne dass sie sich mit den übrigen Mitgliedern der Familie ins Gehege kommen“, beobachtete Schwitzer. „Die Betreuung der Kinder ist in Zeiten der Schulund Kitaschließung weitgehend Aufgabe der Mütter.“

Inzwischen werde dies auch in der Wissenschaft außerordentlich kritisch gesehen und als Rückschritt im Hinblick auf die Rechte der Frauen moniert.

Sehnsucht nach Rückkehr zur Normalität

„Viele Menschen sehnen sich nach einem Ende der Corona-Pandemie“, meint Schwitzer. „Ich höre immer öfter, dass es nun auch mal gut sei mit dem ausschließlichen Arbeiten zu Hause und dass man sich nun wieder den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen wünscht.“

Auch wenn jetzt erste Lockerungen vorgesehen seien, werde es noch lange dauern, bis eine Rückkehr zum „normalen“ Leben möglich sei. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden ganz sicher auch Herausforderungen für die Arbeit der DSTGBundesseniorenvertretung mit sich bringen, denen wir uns stellen müssen.“