05. Januar 2020

DSTG-Bundesvorsitzender im Interview mit dem Handelsblatt

„In fünf Jahren bekommen wir ein richtiges Problem“

  • Foto: Pixabay/Gerd Altmann
    In fünf Jahren werden 30 bis 35 Prozent der Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gegangen sein, prognostiziert der Bundesvorsitzende der DSTG.

In einem am 5. Januar veröffentlichten Interview mit dem Handelsblatt äußerte der Bundesvorsitzende der DSTG, Thomas Eigenthaler, ernsthafte Befürchtungen über die Entwicklung der Personalsituation in den deutschen Finanzämtern.

„In fünf Jahren werden wir ein richtiges Problem bekommen“, prognostizierte Eigenthaler. „Bis dahin gehen 30 bis 35 Prozent der Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand.“ Zwar würden inzwischen mehr Leute ausgebildet, aber bei weitem nicht so viele, wie die Verwaltung verlassen werden.

Als Ursache für diese Pensionierungswelle gab Eigenthaler den Einstellungsboom in den 1970er-Jahren an: „Die Leute aus den geburtenstarken Jahrgängen, die damals im Alter zwischen 16 und 20 Jahren Finanzbeamte wurden, werden jetzt pensioniert.“

Auf die Frage, warum die Einstellung neuer Finanzbeamter nicht forciert werde, erklärte Eigenthaler: „Beim Nachwuchs stehen wir in harter Konkurrenz mit Hochschulen und anderen Arbeitgebern.“ Zudem ließen sich anders als früher frisch ausgebildete Finanzbeamte nicht selten von Steuerberatungsgesellschaften abwerben. „Und viele geben während der Ausbildung auf, wenn sie feststellen: Das ist doch nichts für mich.“ Nach Schätzungen der DSTG werden 20 bis 30 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs am Ende nicht in den Finanzämtern arbeiten. Auch gebe es eine starke Konkurrenz innerhalb des Öffentlichen Dienstes. So suchten auch die Polizei und die Kommunen junge qualifizierte Kräfte.

Dass die moderne IT in den Finanzämtern die Bearbeitung von Steuererklärungen beschleunigen werde, glaubt Eigenthaler nicht. Es gebe zu wenig Steuerpauschalen, und das Steuerrecht werde eher komplizierter als einfacher, sagte der DSTG-Bundesvorsitzende dem Handelsblatt. Eine vollautomatische Steuerveranlagung einerseits und ein kompliziertes Steuerrecht andererseits seien kaum miteinander in Einklang zu bringen.