DSTG-Frauenseminar macht widerstandsfähiger im (Arbeits-)Alltag
Resilienz – was ist das denn?
- Foto: DSTG Die Seminarteilnehmerinnen mit Manja Kropp (Erste von links) und Karolin Schilp (Mitte) am zweiten Seminartag
Warum gehen manche Menschen gestärkt aus einer Krise oder einer persönlichen Belastungssituation hervor, während andere negative Folgen für ihre psychische Gesundheit erleiden? Antworten auf diese Fragen sollte das diesjährige Herbstseminar der DSTG-Bundesfrauenvertretung bringen. Unter dem Titel „Resilienz – Innere Stärke in Beruf und Alltag“ fand es vom 17. bis zum 19. Oktober unter Beachtung strenger Hygienemaßnahmen im dbb forum in Königswinter statt.
„Ein weiteres Coronajahr hat uns allen gezeigt, wie nah wir an unsere persönlichen Grenzen gekommen sind“, berichtet Seminarleiterin Manja Kropp, die auch stellvertretende Vorsitzende der DSTG-Bundesfrauenvertretung ist. „Daher war ich nicht erstaunt, dass die Teilnehmerinnenplätze schnell belegt waren.“
Mit ihrem Thema trafen die Ausrichterinnen das zweite Jahr in Folge den Puls der Zeit. Im Mittelpunkt standen die Fragen, wie wir es im Berufsalltag und auch zu Hause schaffen, in belastenden Zeiten auf uns selbst zu achten, wie wir Belastungsfaktoren erkennen und dabei individuelle Stressbewältigungsstrategien entwickeln.
Ziel des Seminars war es, den Teilnehmerinnen Möglichkeiten aufzuzeigen, um in allen Lebenslagen widerstandsfähig („resilient“) zu bleiben und in belastenden Situationen mit sich und anderen wertschätzend umzugehen.
Den Teilnehmerinnen war es wichtig, mehr darüber zu erfahren, wie sie die eigene Widerstandsfähigkeit stärken und aus dem „Hamsterrad“ aussteigen können.
„Viele Frauen bewegen sich nun schon viele Monate an ihrer Belastungsgrenze“, beobachtete Kropp. „Die Corona-Krise wirkt als Vergrößerungsglas für Sorgen, Ängste und die Anzahl konfliktbehafteter Situationen sowohl im beruflichen als auch privaten Umfeld, mit zunehmenden Aufgaben an Betreuung von Kindern oder Angehörigen.“
Homeoffice und flexibles Arbeiten bieten zwar eine Chance für bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatem, aber auch negative Aspekte sind nicht von der Hand zu weisen. Die neuen Arbeitsformen führten teilweise zu sozialer Isolation und zum Anstieg von Suchterkrankungen wie Alkohol oder auch Arbeitssucht, so Kropp. Viele Frauen sind an ihre persönliche Belastungsgrenze gekommen. Daher ist es umso wichtiger zu wissen, was uns gesund und widerstandsfähig hält.
Zu Seminarbeginn stellte Kropp den Teilnehmerinnen die DSTG-Bundesfrauenvertretung samt ihrer Organisationsstruktur, ihren Aufgaben und ihren aktuellen Themen vor.
Die stellvertretende DSTG-Bundesvorsitzende, Andrea Sauer-Schnieber, berichtete am ersten Seminartag anschaulich und kurzweilig über die steuerpolitische Vorgehensweise der DSTG in Berlin. Neben der inhaltlichen Bewertung der zahlreichen steuerlichen Gesetzesvorhaben sei es wichtig, die Vollziehbarkeit der Steuergesetze in den Blick zu nehmen. In den Jahren 2020 und 2021 habe es eine „Gesetzgebungsmaschinerie wie am Fließband“ gegeben. Ob die Finanzverwaltung bei einem bundesweit hohen Personalfehlbestand in der Lage sei, die Gesetze umzusetzen, sei dabei bei den politisch Verantwortlichen oftmals aus dem Blick geraten, so die DSTG-Vize.
Ein weiterer Schwerpunkt der Berichterstattung war die Situation der Finanzverwaltung im Zusammenhang mit der Bewältigung der Corona-Krise. Die rasche Umstellung der Arbeitsweise von Präsenz in eine voll funktionierende Verwaltung im Homeoffice sei ein Beweis der Qualität und der Stärke der Beschäftigten in allen Bereichen der Finanzverwaltung. „Dass wir diese Umstellung quasi über Nacht geschafft haben und voll arbeitsfähig geblieben sind, darauf können wir stolz sein; Homeoffice und FlexWorks brauchen aber Regeln“, betonte Sauer-Schnieber in der Diskussion.
Was ist Resilienz? Der Begriff Resilienz bezeichnet allgemein die Fähigkeit des Menschen, außergewöhnliche Anforderungen und schwierige Situationen ohne negative Folgen für die psychische Gesundheit zu bewältigen. Vor allem in der Entwicklungspsychologie stellt die Herausbildung von Resilienz einen bedeutenden Teil des psychischen Wachstums dar, der bei manchen Kindern trotz belastenden Lebensumständen familiärer, körperlicher oder sozialer Natur für eine “normale” Entwicklung sorgt. Dies konnte bereits 1977 in der Studie “Die starken Kinder von Kauai” von Emmy Werner nachgewiesen werden. 700 Kinder, die 1955 in Kauai (Hawaii) geboren sind, wurden über 40 Jahre begleitet und untersucht. Ein Drittel dieser Kinder wuchs unter äußerst schwierigen Verhältnissen auf. Von diesen Risikokindern entwickelte sich ein Drittel erstaunlich positiv: Sie waren erfolgreich in der Schule, waren ins soziale Leben integriert und wiesen zu keinem Zeitpunkt der Studie irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten auf. Diese Kinder sind resilient!
Die psychische Widerstandsfähigkeit und die seelischen Ressourcen des Menschen sorgen laut Resilienzforschung nicht nur für die erfolgreiche Bewältigung vorhandener Probleme, sondern auch für die Möglichkeit, auf zukünftige Lebenswidrigkeiten, wechselnde Bedingungen und erhöhte Belastungen angemessen und flexibel zu reagieren. Was heißt das nun konkret für uns?
Im Verlauf des Seminars wurden sieben Faktoren beleuchtet, die uns resilient machen: Realistischer Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Selbstregulation, Übernahme von Verantwortung, Beziehungen gestalten und Zukunftsplanung. Die einzelnen Faktoren wurden nicht nur an den eigenen Beispielen erarbeitet und erschlossen, sondern auch anhand der Erfahrungen der Seminarteilnehmerinnen ausgefüllt. Da an dieser Stelle nicht genügend Raum bleibt, um alle sieben Faktoren zu beschreiben, werden die für die Verfasserin überraschendsten Erkenntnisse beschrieben.
Wussten Sie, dass Optimismus erlernt werden kann? Für die selbst ernannten Pessimisten unter den Lesenden sei zum Optimus gesagt, dass er tatsächlich erlernbar ist. Sprechen Sie über Positives, achten Sie auf positive Dinge, seien Sie jeden Tag dankbar für drei kleine Dinge, vergleichen Sie sich nicht mit anderen und halten Sie sich von zu negativen Menschen fern, so hat das Gehirn eine Chance das Positive im Leben zu erkennen.
Wer Lösungen sucht, muss Fragen stellen und nicht gleich die Antworten finden. Am besten gemeinsam mit anderen.
Selbstfürsorge heißt auch mal nur an sich denken. Wie gut kenne ich mich? Wie gut Sorge ich für mich? Wann denke ich nur an mich, ohne mich zu vergleichen und auf andere zu achten. Machen wir Schluss mit Selbstoptimierungsgedanken!
Die Dozentin Karolin Schilp erklärte, welche Faktoren uns unbemerkt Kraft rauben und wie wir uns davon befreien können.
Stress ist einer der größten kraftraubenden Faktoren. Negativen Stress sollten wir reduzieren, damit wir Druck aus unserem Leben nehmen. Aber auch negative Glaubenssätze gilt es in Positive zu verändern. Mit Achtsamkeit kommen wir raus aus dem Hamsterrad. Achtsamkeit können wir üben – mit Fühlen, was tut uns gut, mit Sport oder zumindest mehr Bewegung sowie mit mehr Entspannung, beispielsweise mit der Eine-Minute-Mediation. Für die körperliche und psychische Gesundheit ist Regeneration entscheidend.
Diese drei sehr intensiven Tage werden bei den Teilnehmerinnen nachwirken: Sie konnten ihre persönliche Situation analysieren, sich selbst reflektieren und Impulse holen, um die eigenen Grenzen zu erkennen, Stressfaktoren zu minimieren, eigenes Verhalten zu ändern und so langfristig gesund zu bleiben. Denn für eine psychische Widerstandskraft können wir ein Leben lang etwas tun.