24. März 2024

Italien

Zwischen la dolce vita und Digitalisierung

wenn wir an Italien denken, kommen uns unweigerlich Bilder von "la Dolce Vita" in den Sinn: gutes Essen, herrliches Wetter und eine allgegenwärtige Schönheit, die das Land und seine Kultur durchzieht.

Seit dem Wirtschaftswunder zieht es uns Deutsche immer wieder in den Süden – eine Tradition, die bis heute anhält und mit der viele von uns schöne Erinnerungen verbinden. Auch ich darf mich glücklich schätzen, vor Ostern einige Tage in Italien zu verbringen, und freue mich bereits riesig darauf.

Doch neben all den positiven Assoziationen gibt es auch Vorurteile, die wir mit dem Süden verbinden: eine gewisse Lässigkeit im Umgang mit Regeln und die Schattenwirtschaft, die von mächtigen Organisationen wie der Mafia, der Camorra und der 'Ndrangheta genährt wird. Wir Deutschen neigen dazu, uns in dieser Hinsicht als überlegen zu betrachten. Aber ist das wirklich so?

Die Realität zeigt, dass Italien inzwischen eine europäische Führungsrolle in der Bekämpfung von Geldwäsche einnimmt. Denn in den vergangenen Jahren hat Italien ernsthafte Anstrengungen unternommen, um seine Steuerverwaltung zu modernisieren und effektiver gegen Steuerbetrug und Schattenwirtschaft vorzugehen. Die Einführung einer digitalen Rechnungspflicht und die Umkehr der Beweislast wirken. Auch die Registrierkassenpflicht wurde erfolgreich umgesetzt und der Barrista trägt dem Kunden nach dem Genuss eines leckeren Espresso und Croissants oftmals den vergessenen Bon hinterher, um Strafen zu entgehen. Sicher, Betrug gibt es nach wie vor, aber die Entschlossenheit der Politik, diesen Kampf ernsthaft zu führen, ist unübersehbar. Und die E-Rechnungen und Cross-Checks haben zu Millionen zusätzlicher Umsatzsteuereinnahmen geführt.

Und bei uns in Deutschland? Wir gelten inzwischen als Hotspot für Geldwäsche und Eldorado für kriminelle Machenschaften. Wir haben keine Bargeldobergrenze, keine Registrierkassenpflicht und keine ausreichenden Kontrollen. Die Folgen sind gravierend: Mindestens 15 Milliarden Euro gehen uns jährlich durch Steuerbetrug verloren, mit weitreichenden Konsequenzen für die gesetzlichen Sozialkassen.

Es ist höchste Zeit, dass die Politik unseren Forderungen nachkommt und hier zügig handelt.
Denn diese 15 Milliarden Euro an zusätzlichen Steuergeldern braucht es dringend für die Modernisierung der Steuerverwaltung. Investitionen in Serviceorientierung, Bürgerfreundlichkeit und Digitalisierung sind nicht nur notwendig, sondern auch eine Form der Wirtschaftsförderung. Ein Blick über den Atlantik zeigt, wie es gehen könnte: Die USA haben aus ihrem "Inflation Reduction Act", also einem Wirtschaftsförderungsprogramm, 80 Milliarden USD für die Modernisierung ihrer Steuerverwaltung bereitgestellt.

Lasst uns den Mut haben, auch in Deutschland neue Wege zu gehen. Nur so können wir sicherstellen, dass Deutschland nicht nur für seine wirtschaftliche Stärke, sondern auch für eine effiziente, gerechte und moderne Steuerverwaltung bekannt wird.

Florian Köbler